Sie ist es und sie ist es nicht
(Materialbild Nr. 212, 40 x 30 cm)


In seinem Werk „Sie ist es und sie ist es nicht“ nimmt BĀLAVAT das kunsthistorisch berühmte Motiv von René Magritte „La trahision des images (Ceci n’est pas une pipe)“ [„Der Verrat der Bilder (Dies ist keine Pfeife)“] auf und erweitert seinen „Trans-Surrealismus“ (BĀLAVAT) um eine neue Dimension. Ähnlich der sprachsemiotischen, linguistisch-strukturalistischen Unterscheidung (nach Ferdinand de Saussure) zwischen dem Bezeichnenden (Signifikant), z.B. dem 6-buchstabigen deutschen Wort bzw. der geschriebenen Zeichenform „P f e i f e“, und dem Bezeichneten (Signifikat), in unserem Fall der geistigen Idee dieses Tabak-Rauchinstruments, sowie dem real-existierenden Gegenstand, der konkret-materiellen Holzpfeife (Referent), ging es dem belgischen Maler René Magritte in seinem bekannten Werk um die ontologische und dimensionale Unterscheidung zwischen dem Abbild (bzw. dem Darstellenden) und dem durch das Bild dargestellten realen Gegenstand – und dies mit den ästhetischen Mitteln der Kunst. Magritte schrieb zu Recht unter sein Bild der gemalten Pfeife: „Dies ist keine Pfeife“. Denn wie er selbst im Hinblick auf sein Gemälde sagte: „Hätte ich auf mein Bild geschrieben, dies ist eine Pfeife, so hätte ich gelogen.“ Das (zweidimensionale) Bild einer Pfeife ist eben nicht die (dreidimensionale) Pfeife selbst.

Auch der Philosoph Michel Foucault hat diesem Zusammenhang und dem Bild von René Magritte einen eigenen Essay gewidmet „Das ist keine Pfeife“ („Ceci n'est pas une pipe“) (Hanser Verlag / Edition Akzente) und überrascht sich selbst dabei, wie er schreibt, „Sein und Darstellen zu verwechseln, als wäre beides gleichbedeutend, als wäre ein Bild was es darstellt.“ (Foucault)

BĀLAVAT nimmt nun dieses Magrittsche Sujet auf und vollzieht eine Übersteigung und einen weiteren Dimensionensprung: Indem er die oben im Bild dargestellte Pfeife (durch einen Raucherzeugungs-Mechanismus hinter dem Bild) real rauchen lässt, bekommt das Bild Bewegung und durch den emporsteigenden Rauch einen Prozessablauf in der Zeit. Somit verweist das Materialbild nicht nur von der zweiten auf die dritte Dimension, sondern auch auf die vierte Dimension – die Zeit. Das verblüffende und zunächst auch irritierende Spiel mit den Dimensionen und Realitätsebenen in BĀLAVATs Werk „Sie ist es und sie ist es nicht“ geht aber noch weiter, denn es ist nicht die reale Pfeife im Materialbild, die echt raucht und die unterhalb der gemalten Magritte-Pfeife im Bildraum bereits physisch anwesend ist, sondern nur das gemalte Abbild der Pfeife qualmt wirklich, während aus der echten nur eine künstliche, d.h. relativ unwirkliche Rauch-Darstellung aufsteigt. Und wie beim Rauch im Bild steigt im Betrachter die Frage auf, welche Pfeife nun die höhere Wirklichkeit oder Surrealität besitzt? Wenn das Pfeifen-Abbild durch den realen Rauch einen höheren Wirklichkeitsgrad bekommt und die reale Pfeife durch das Rauch-Abbild im Wirklichkeitsgrad (zumindest im Gesamtbildkontext) gemindert wird, lässt sich für beide Pfeifen sagen: „Sie ist es und sie ist es nicht“.

Schauen wir nun mit diesem neu geschulten wirklichkeitsunterscheidenden und dimensionendifferenzierenden Blick auf dieses Internet-Video von BĀLAVAT zu seinem Materialbild und fragen nach dem Wirklichkeitsgrad des Materialbildes im Video-Bild, so ist klar, dass BĀLAVAT als die Ursache und Schöpfer des Bildes zwar eine höhere Wirklichkeit besitzt als das Bild, das ja lediglich seine Schöpfung und sein Kunstwerk ist, aber er selbst im Video-Clip ja nur als bewegte Reihe zweidimensionaler Film-Bilder erscheint und auf die auftauchende Frage: „Ist das BĀLAVAT?“, könnte man antworten: „Er ist es nicht und er ist es“.

Andreas Mascha






BALAVAT zu: Sie ist es und sie ist es nicht



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